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------------ Astronomie in Zeiten des Coronavirus ------------

Sternbedeckung durch den Asteroiden (2323) Zverev am 10.12.2021

Bericht von Dr. Andreas Hänel, 22.12.2021

Angeregt durch Dr. Eberhard Bredner wollte ich auch einmal versuchen, eine Sternbedeckung zu beobachten. Auf seinen Hinweis sollte am 10. Dezember der Asteroid (2323) Zverev den Stern TYC 1788-00301-1, alias SAO 75874 bzw. BD +23 443 (Bonner Durchmusterung), im Sternbild Widder bedecken. Da der Asteroid nur 15.3 mag hell ist, würde er nicht zu sehen sein und den 9.5 mag hellen Stern regelrecht „ausknipsen“. Das Besondere für mich war, dass die zentrale Bedeckung genau über unseren Garten verlaufen würde – das sollte doch mal einen Versuch wert sein! Zudem war auch ausnahmsweise mal klares Wetter angesagt.

Das Beobachtungsinstrumentarium
Da ich kein fest montiertes Fernrohr habe und auch keine hochempfindliche Videokamera mit Zeiteinblendung, wie sie von den Spezialisten bei solchen Ereignissen verwendet werden, wollte ich es mit meinem verfügbaren Equipment versuchen. Beobachtungsinstrument sollte ein 250 mm Dobson sein, und da er nicht nachführbar ist, sollte das Gesichtsfeld für die Beobachtung möglichst groß sein. Daher entschied ich mich dafür, eine Vollbildkamera Canon 6D Mark II in der Newton-Brennebene zu verwenden, was ein Bildfeld von etwa 1.7° x 1.1° ergibt. Um einen schnellen Wechsel mit einem 2“-Okular zu ermöglichen, wurde die Kamera über einen 2“-Adapter angeschlossen. Ich hatte die Hoffnung, dass der Stern im Videomodus der Kamera mit 25 Bildern/s und maximaler Empfindlichkeit von 25600 ISO nachweisbar sein sollte. Die Kamera hat einen eingebauten GPS-Empfänger für die Positionsbestimmung und die Einstellung der Kamera-Uhrzeit, was kurz vor der Beobachtung aktiviert wurde. Allerdings soll diese Zeiteinstellung laut Handbuch nur auf 1 Sekunde genau sein, zudem ist unklar, wie die Zeit im Video berücksichtigt wird.

Da der Zielstern relativ nahe bei den Plejaden stand, war er schnell zu finden; ich benutzte dafür die Anwendung (App) SkySafariPlus auf dem Smartphone. Der Stern sollte kurz vor der Bedeckung im Teleskop zentriert werden und dann das Video laufen gelassen werden, wobei der Stern nicht aus dem Gesichtsfeld herauslaufen sollte, obwohl das Fernrohr nicht nachgeführt wurde. Einige Testfotos zeigten schnell, dass der Stern erkennbar ist, auf einem Video war er auf dem Kameradisplay allerdings nicht erkennbar. Mehr konnte nicht getestet werden, da der Bedeckungszeitpunkt schon sehr nah war.


Abb.1: Aufsuchkarte für den Stern SAO 75874 aus dem Programm SkySafariPlus

Die Beobachtung
Auch die Bedeckung selbst konnte ich auf dem Display nicht erkennen. Nach dem vorhergesagten Bedeckungsende wurde bei laufendem Video die Kamera vom Teleskop abgenommen, ein Objektiv davor gesetzt und die GPS-Zeit der Anwendung GPSStatus auf einem Smartphone gefilmt, um auf diese Weise eine Zeitreferenz im Video zu haben. Das rund 1 Gigabyte große Video wurde dann schnellstens auf den Desktop-Rechner übertragen und neugierig inspiziert, tatsächlich zeigte der Stern ein kurzes Verschwinden.


Abb.2: Wiedererscheinen des Sterns (Ausschnitt aus VLC, Pfeil), oben werden angezeigt: Zeit des Einzelbilds ab Videoanfang auf 0.001 s / Nummer des Einzelbilds / Gesamtdauer des Videos

Die Auswertung
Die Zeitpunkte des Verschwindens und Wiederauftauchens des Sternes sollten nun gegenüber der gefilmten GPS-Zeit abgeleitet werden. Dazu war ein Programm nötig, dass entweder die Einzelbilder des Videos oder die Zeit seit Videoanfang anzeigt. Da der bedeckte Stern nur schwach auf dem Video war, war es zunächst sehr hilfreich, dass mit dem kostenlosen VLC Mediaplayer Kontrast und Helligkeit so eingestellt werden konnten, dass der Stern deutlich zu erkennen war. Zudem gibt es für das Programm die Erweiterungen "Jump to time", die es ermöglicht, um Einzelbilder vorzugehen, und "Time v3.2", die die abgelaufene Zeit bzw. die Nummer der Einzelbilder anzeigt. Der Sekundenwechsel der GPS-Zeit ist auf Einzelbildern zu erkennen, also auf 1/25 = 0.04 s genau. Unter der Annahme, dass in den ca. 3 Minuten Aufnahmezeit die Videogeschwindigkeit sich nicht geändert hat, können nun die Zeitpunkte des Verschwindens und Auftauchens des Sternes ermittelt werden:
Verschwinden 18:58:31.64 UT, Auftauchen 18:58:35.31 UT, Dauer 3.67 s, was auch den gezählten 92 Einzelbildern entspricht, auf denen der Stern nicht zu sehen ist. Die Dauer ist etwas kürzer (0.1-0.2 s) als die der beiden einzigen Beobachter auf euraster.net, vermutlich wegen etwas größerer Entfernung von der Zentrallinie, auch die Zeiten weichen geringfügig ab.
Sicher wäre es sinnvoll gewesen, die GPS-Zeit auch vor der Bedeckung zu filmen, aber dazu war die Zeit zu knapp, insofern ist das Ergebnis für die Spontanität und die zur Verfügung stehenden Mitteln recht genau. Zwar bin ich ein Fan von Bedeckungen unseres Sternes (sprich Sonnenfinsternissen), ob ich mich allerdings für Sternbedeckungen auch so begeistern kann?


Abb.3: Umspringen der Sekunde (Pfeil) von 20:01:50 auf 51 (MEZ) auf dem Einzelbild 7173 (oben mittlere Zahl)

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https://www.euraster.net/results/2021/index.html#1210-2323
VLC Mediaplayer: http://www.videolan.org/
SkySafariPlus und GPSStatus im Google Play Store




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